Was kann die IG Metall?
Wer vertritt die Interessen von ArbeitnehmerInnen?
Den Gründern der Bundesrepublik war es wichtig, dass Beschäftigte ihre Interessen durchsetzen können. Bei uns in Deutschland gibt es zwei sich ergänzende und eng miteinander arbeitende Interessenvertretungen für ArbeitnehmerInnen. In Artikel 9 (Koalitionsfreiheit) des Grundgesetzes ist das Recht auf Zusammenschluss in Interessen-gemeinschaften wie z. B. Gewerkschaften verankert. Und das Betriebsverfassungsgesetz regelt u.a. Rechte und Aufgaben von Betriebsräten.
Während Betriebsräte die Interessen aller Beschäftigten in einem Betrieb im Blick haben, vertreten Gewerkschaften in der Hauptsache die Interessen ihrer Mitglieder! Wirken beide Interessenvertretungen vertrauensvoll zusammen, ist die betriebliche Arbeit umso erfolgreicher und durchsetzungsstärker, je größer die Organisationsmacht der IG Metall im Betrieb ist.
Welche Ziele verfolgt die IG Metall bei Ottobock?
Gewerkschaften sind streng demokratisch organisiert! Alle Forderungen, die die Gewerkschaft im Betrieb Ottobock stellt, werden von der Mehrheit der Mitglieder im Betrieb entschieden.
WIR alle sind die Mitglieder, WIR entscheiden gemeinsam, was wir mithilfe unserer Gewerkschaft bei Ottobock erreichen möchten!
Was können die Vertrauensleute bei Ottobock tun?
Vertrauensleute sind die Vertreter aller IG Metall-Mitglieder, die bei Ottobock beschäftigt sind. Damit sind sie für alle das Gesicht der Gewerkschaft im Betrieb. Die IG Metall-Mitglieder selbst sind dem Arbeitgeber unbekannt! Dieser kann somit auch nicht wissen, wie viele Beschäftigte hinter den Vertrauensleuten stehen.
Vertrauensleute …
• kommunizieren die Themen der KollegInnen aus den Abteilungen mit dem BR und der IG Metall
• unterstützen die KollegInnen bei der Durchsetzung ihrer Rechte, zusammen mit BR und IG Metall
• beteiligen die KollegInnen an Themensetzung und Entscheidungen in der IG Metall und im BR
• können den Arbeitgeber kritisieren und Probleme öffentlich machen.
• organisieren den Zusammenschluss der Beschäftigten in der IG Metall.
• mobilisieren die IG Metall-Mitglieder für Tarifrunden und betriebliche Aktionen.
• bei Ottobock werden von der größten Gewerkschaft der Welt, der IG Metall, unterstützt.
Ihre Stärke haben die Vertrauensleute aber nur durch euch! Wenn ihr eure KollegInnen überzeugt, auch in die Gewerkschaft zu kommen, können sie z. B. die Verhandlungen über Tarife etc. organisieren.
Erfährt der Arbeitgeber, dass ich Mitglied bin?
Nein. Die Beiträge werden nicht über deine Gehaltsabrechnung, sondern über dein privates Konto eingezogen. Die IG Metall gibt keine Mitgliederlisten an den Arbeitgeber weiter. Sichtbar für den Arbeitgeber sind lediglich die Vertrauensleute. Daher brauchen sie eure Rückendeckung.
Was habe ich von meinem Beitritt in die IG Metall?
Du wirst Mitglied einer der größten Solidargemeinschaften, dem TEAM IG METALL.
Wir sorgen füreinander.
Einige Leistungen im Überblick
Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch Verhandlungen
Bei entsprechendem Organisationsgrad können wir Forderungen im Unternehmen durchsetzen: z. B. Standortsicherung, Tarifvertrag und Schichtmodell. Wir haben dann eine Stimme, die gehört werden muss.
Unterstützung bei Streik
Bei vom Vorstand beschlossenen Streikmaßnahmen sichert die IG Metall durch das „Streikgeld“ die finanzielle Existenz ihrer Mitglieder.
Unterstützung bei Maßregelung und Aussperrung
Keinem Mitglied entsteht durch gewerkschaftliches Engagement ein Nachteil.
Information und Kommunikation
Ratgeber, Informationen und Broschüren; gedruckt, zum Download oder online sowie das Mitgliedermagazin.
Rechtsberatung und Rechtsschutz
Kostenlos in Fragen des Arbeits- und Sozialrechts
Kostenlose Weiterbildung und Qualifikationen
Freizeitunfallversicherung
Unterstützung bei außerordentlichen Notfällen und im Todesfall
Unterstützung selbst in der Rente
Die Beiträge sind als berufliche Ausgaben steuerlich absetzbar.
Aber das Beste ist: Du bist nicht mehr allein mit Problemen und Sorgen. Wir Kollegen halten zusammen.
Wieviel sind wir denn jetzt schon?
Mehr als wir jemals gehofft haben. Wenn sich Kolleginnen und Kollegen weiter in der Geschwindigkeit organisieren, könnten wir in wenigen Monaten einen Tarifvertrag verhandeln!
Aber im Ernst: Die Geschichte hat gezeigt, dass es besser ist, wenn der Arbeitgeber nicht weiß, wie stark die Bewegung ist. So viel sei gesagt: nach der Betriebsversammlung im Juni gab es eine große Beitrittswelle, die seitdem nicht abgerissen ist. Dass wir immer stärker werden, spüren wir auch daran, dass uns die Geschäftsführung inzwischen ernst nimmt.
Geht es nur um einen Tarifvertrag?
Absolut nicht: Der Tarif ist nur ein, wenn auch ein wichtiges Ziel einer starken Gewerkschaft im Betrieb. Es geht um alle Arbeitsbedingungen: Der Betriebsrat kann zwar Regelungen verhandeln, wäre aber ohne eine starke Organisation im Hintergrund ziemlich schwach aufgestellt.
Kein Arbeitgeber kann gegen die Interessen der Mitarbeitenden, die zusammenstehen, agieren. Egal ob Personalabbau, betriebliche Regelungen oder Standortverlagerungen:
Die Gewerkschaft und die Vertrauensleute üben großen Druck auf die Arbeitgeber aus und können z. B. Sozialtarifverträge oder Standortsicherungen verhandeln. Kein Wunder, dass viele Arbeitgeber einen schwachen Betriebsrat ohne Gewerkschaft im Rücken bevorzugen.
Aber auch alltägliche Sorgen wie Mobbing oder Stolperfallen auf dem Arbeitsweg werden angegangen.
Kann man das Ottobock-Level mit dem IG Metall-Tarif vergleichen?
Will man Entgelte vergleichen, besteht die Schwierigkeit, dass man konkrete Tätigkeiten über verschiedene Systeme vergleichen muss. Das ist ggf. aufwendig und nicht aussagekräftig.
Daher nennen wir hier nur einige Standardbeispiele und konzentrieren uns auf die grundsätzlichen Unterschiede.
Ausgebildete Fachkraft nach 3-jähriger Ausbildung
Der vergleichbare Ecklohn beträgt derzeit (2024) im Tarif 3.733,40 € und bei Ottobock 3.391,00 €, das ist ein Unterschied von 10 %.
Bachelorabsolvent
Ein Bachelorabsolvent bekommt im Tarif 5.272,30 € und bei Ottobock 4.920,00 €.
Wichtig dabei: die wöchentliche Arbeitszeit beträgt im Tarif nur 35 Stunden. Das lässt den Unterschied auf insgesamt 24 % ansteigen. Anders ausgedrückt: für eine 40-Stunden-Woche (auch das ist im Tarif begrenzt möglich) gibt es für einen Bachelorabsolventen ca. 1.000 € mehr (brutto/Monat) als derzeit bei Ottobock im Level 8 bezahlt wird.
Im Rahmen verschiedener Tarifrunden wurde zusätzlich folgendes ausgehandelt:
• Tarifliches Zusatzgeld A (27,5% des Monatsentgeltes oder 8 Tage frei)
• Tarifliches Zusatzgeld B (18,5% des Monatsentgeltes)
• Transformationsgeld (18,4% des Monatsentgeltes oder Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung)
Schadet eine Gewerkschaft dem Unternehmen?
Der Gedanke liegt erstmal nah: Fordern die Gewerkschaften mehr Geld, steigen die Kosten und der Gewinn sinkt.
Interessant sind Studien zu dem Thema: Unternehmen mit einer starken Belegschaft, mit Tarifbindung und Betriebsrat sind insgesamt erfolgreicher als Unternehmen, in denen die Geschäftsführung das alleinige Sagen hat.
Wenn es einem Unternehmen nicht gut geht, liegt das in der Regel nicht an Betriebsrat oder Gewerkschaft, sondern vielmehr am schlechten Management.
Natürlich gibt es auch positive Beispiele, wo UnternehmerInnen verantwortlich und nachhaltig handeln, und gleichzeitig faire Arbeitsbedingungen und gerechte Entlohnung bieten. Aber auch dann sind ArbeitnehmerInnen abhängig vom Wohlwollen eines Einzelnen.
Das Beispiel Ottobock zeigt aber: Gehen die Gewinne nur an den Eigentümer und kann er allein entscheiden, führt das nicht zu einem gesunden Unternehmen: Die Mitarbeitenden sind unzufrieden (Quelle: MA-Befragung) und das Unternehmen hat Schwierigkeiten, Fachkräfte zu bekommen. Statt das Unternehmen ausbluten zu lassen, wäre die Geschäftsführung gut beraten, Tariflöhne zu zahlen. Es wäre genug da!
Zu unserer Vision von Ottobock gehören freie Meinungsäußerung, Mitbestimmung und nach fairen Diskussionen auch Kompromisse schließen zu können. Das kann dem Unternehmen nur gut tun und wir freuen uns über jeden, der diese Vision mit uns teilt.
Hast Du weitere Fragen?
Dann kannst Du Dich ganz diskret entweder direkt an einen der Vertrauensleute oder direkt an den Kollegen Andreas Köppe wenden:
Andreas Köppe, 2. Bevollmächtigter
IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz
andreas.koeppe@igmetall.de
Telefon 01713052406